Schreibberatung Pädagogische
Hochschule FHNW
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Schreibberatung

NEWSLETTER #03

Juli 2009


In der Schreibforschung hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Schreiben keine (ausschliesslich) singuläre Tätigkeit ist – sei dies in wissenschaftlichen, journalistischen oder auch literarischen Kontexten. Dieser Newsletter ist dem «Schreiben als literale Praxis» gewidmet und übrigens das Resultat eines kooperativen Schreibprozesses – unter Verwendung von Etherpad nota bene (s. unten).

Sommerliche Grüsse
Afra Sturm und Res Mezger


Bevölkertes stilles Kämmerlein: Schreiben als literale Praxis

 

Der Literaturwissenschaftler Rolf-Bernard Essig geht in «Schreiberlust und Dichterfrust» auf sehr unterhaltsame Weise der Frage nach, wie literarische Werke entstehen. Dabei wird eindrücklich dargestellt, dass (auch) Schriftsteller und Schriftstellerinnen weniger über angeborene Schreibfähigkeiten verfügen, die nur noch «geweckt» werden müssen: Schreiben lernt man zu einem grossen Teil durch Beobachten und Nachahmen. Thomas Mann schrieb seitenweise Werke Heinrich Heines ab (S. 29) und John Irving sagt von sich, dass 7 Achtel Disziplin seien und nur 1 Achtel Talent (S. 21). Und mindestens so wichtig: Sie arbeiten nicht ausschliesslich einsam und allein im stillen Kämmerlein, sie pflegen durchaus über ihr Schreiben miteinander zu kommunizieren. Das gilt auch schon für die Klassiker: Es ist Goethe, der Schiller einen entscheidenden Input gab, damit dieser die Wallenstein-Trilogie abschliessen konnte.


So gelesen kann dieses Buch möglicherweise dazu beitragen, kulturell etablierte Konzepte des Schreibens, wie sie Feilke (1995) beschreibt, zu relativieren.


Essig, Rolf-Bernhard (2007): Schreiberlust und Dichterfrust. Kleine Gewohnheiten und Geheimnisse der Schriftsteller. München: Hanser.


Feilke, Helmuth (1995): «Gedankengeleise» zum Schreiben. Zum Beharrungsvermögen kulturell etablierter Konzepte des Schreibens und des Schreibenlernens. Eine Skizze. In: Hans Brügelmann, Heiko Balhorn und Iris Füssenich (Hrsg.): Am Rande der Schrift. Bottighofen : Libelle, S. 278-290.



Mörderische Tipps

Wer schon lange mal selber einen Krimi schreiben wollte, findet auf www.das-syndikat.com wertvolle Tipps. Im «Syndikat» haben sich Krimiautorinnen und -autoren zu einem Netzwerk, das den Erfahrungsaustausch unter den Schreibenden grossschreibt, zusammengeschlossen.


Unter http://das-syndikat.com/?page_id=2150 gibt es jeden Monat einen Kürzestkrimi zu lesen.



«Gute wissenschaftliche Praxis»

Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) hat Anfang Jahr ein Reglement erlassen, in dem wissenschaftliches Fehlverhalten als Verstoss gegen gute wissenschaftliche Praxis definiert wird. Was das genau meint und was es mit (wissenschaftlichem) Publizieren auf sich hat, kann unter folgendem Link nachgelesen werden:


«Reglement des Forschungsrats über den Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten von Gesuchstellenden sowie Beitragsempfängerinnen und -empfängern» (www.snf.ch > Über uns > Statuten & Rechtsgrundlagen; [PDF])



Gemeinsames Schreiben leicht gemacht

 

Etherpad ist ein ideales Werkzeug, wenn mehrere Personen an verschiedenen Standorten zusammen und eventuell sogar gleichzeitig einen Text schreiben möchten. Mit Etherpad, das kostenlos genutzt werden kann, können bis zu 8 Personen via Internet in einem sehr einfachen Editor zusammen an einem Text arbeiten. Erfahrungsberichte zeigen, dass Etherpad in ganz unterschiedlichen Situationen sinnvoll eingesetzt werden kann: Schreiben von Kurzgeschichten, Besprechungsnotizen, Textskizzen, journalistische Texte, E-Learning usw.

http://etherpad.com
Tipps zum Schreiben im Team der Schreibberatung [PDF]



Schreibkompetenzen und Selbsteinschätzung bei angehenden Lehrpersonen

«Die Klagen von Dozierenden über schlechte studentische Texte» – so Girgensohn (2007: 45) – «kennt wohl jede, die an der Hochschule arbeitet, und wer jemals Hausarbeiten korrigieren musste, ist schnell geneigt, in diesen Chor einzustimmen.» Wir wollten es genauer wissen und führen seit 4 Jahren eine Abklärung der Schreibkompetenz bei StudienanfängerInnen durch, die formativen und nicht selektiven Charakter hat. Das Wichtigste vorweg: Hinsichtlich Rechtschreibung und Grammatik können wir nicht in diesen Chor einstimmen. Da sind ihre sprachlichen Fähigkeiten ‹besser als ihr Ruf›. Schwierigkeiten zeigen sich auf anderen Ebenen: Weiterverarbeitung von Informationen und Adressatenorientierung. Die genaueren Ergebnisse können im Artikel von Afra Sturm (PDF) nachgelesen werden.

 


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