Schreibberatung Pädagogische
Hochschule FHNW
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Eine Diskussion schreibend vorbereiten

Was tun, wenn eine Diskussion nicht in Gang kommen will? … wenn der Eindruck entsteht, dass die Studierenden sich zu wenig auf ein Thema einlassen wollen?
In strukturierten Journalen können Sie Studierende Themen, Fragen, kritische Einwände u.Ä. zu Inhalten eines Moduls schreibend erarbeiten lassen. Journale regen kritisches (Mit-)Denken an und sind ein nützliches Reservoir, auf das Sie beispielsweise während Diskussions-Flauten zurückgreifen können.

Während «Ideen-Magazine» persönliche Experimentierfelder für Schreibende sind, in denen Ideen und Einfälle aller Art entwickelt und aufgeschrieben werden können, sind strukturierte Journale integraler Bestandteil einer Lehrveranstaltung: Sie als Dozierende geben die Richtung vor, indem Sie Leitfragen bestimmen, die Sie je nach Lehrveranstaltung oder je nach Inhalt anpassen können. Ein solches Journal können Sie – ebenfalls je nach Funktion eines Moduls oder einer bestimmten Lektion – unterschiedlich stark in eine Lehrveranstaltung integrieren.

Damit Sie ein strukturiertes Journal auch gewinnbringend einsetzen können, lohnt es sich, folgende Punkte zu beachten (vgl. Bean 2001):

  1. Den Studierenden Zweck des Journals erklären (und wenn möglich ein Beispiel zeigen)
  2. Zeit einplanen, in der das Journal geführt werden kann
  3. Leitfragen möglichst früh, d.h. möglichst schon in der Vorbereitung, vorformulieren
  4. Je nach Funktion klären, in welcher Form Sie Einsicht in die Journale der Studierenden erhalten wollen

Zu 1: Ein strukturiertes Journal kann z.B. wie folgt eingeführt werden:

  1. Ich möchte in dieser Lehrveranstaltung ein strukturiertes Journal einsetzen. Mit dem Journal wird das Ziel verfolgt, das Nachdenken über Themen, Fragen und Probleme anzuregen, die in einem Zusammenhang mit dem Modul stehen. Dazu erhalten Sie von mir Leitfragen. Von Zeit zu Zeit werde ich einen Blick in Ihr Journal werfen, um auf Ihre Auseinandersetzung reagieren zu können. Es besteht auch die Möglichkeit, dass Sie Journale Ihrer Mitstudierenden lesen und so neue Impulse für Ihre Auseinandersetzung mit dem Thema finden. (Bean 2001: 101f., übersetzt und leicht verändert)

Zu 2+3: Planen Sie Zeit ein, in der das Journal geführt werden kann, sei es im Rahmen einer Lehrveranstaltung oder zwischen den Modulsitzungen. Kritisches (Mit-)Denken braucht «Verschnaufpausen». Bereits 5 Minuten können ausreichend sein, um im Journal bedeutende Einträge zu verfassen.

Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wann und wie das Journal zum Einsatz kommen kann (vgl. Bean 2001: 104–116):


*(Vgl. auch die Methode ‹One-Minute-Paper›)

Aufwand

Journale bedeuten für Sie nicht zwingend einen Mehraufwand. In der Regel reicht es, während einer Phase, in der die Studierenden eigenständig arbeiten (z.B. Gruppenarbeit), einen Blick in die Journale zu werfen. So erhalten Sie Einblick, wie sich die Studierenden mit den Themen auseinandersetzen. Zum einen können Sie so in Ihrer Veranstaltung darauf reagieren, indem Sie etwas noch vertiefen, weil dies in mehreren Journalen angesprochen wird, zum anderen können Sie so die Studierenden aktiver einbinden.

Journale können zudem Teil eines Prozessportfolios sein und/ oder der Prüfungsvorbereitung dienen und somit auch eng an andere obligatorische Studienleistungen angekoppelt werden.

Literatur

Bean, John C. (2001): Engaging Ideas. The Professor’s Guide to Integrating Writing, Critical Thinking, and Active Learning in the Classroom. San Francisco: Jossey-Bass. (= Jossey-Bass Higher and Adult Education).