Schreibberatung Pädagogische
Hochschule FHNW
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Argumentationen mit Listen herausarbeiten

Für eine Bachelor- oder Masterarbeit gilt u.a. die Anforderung, Argumente herauszuarbeiten und Begründungszusammenhänge auszuformulieren. Da für solche schriftlichen Arbeiten mehrere Quellen zu verarbeiten sind, ist es manchmal schwierig, den Überblick zu behalten und einen eigenen Standpunkt formulieren zu können. Hier bieten Listen Abhilfe.

Sie haben verschiedene Texte und Quellen, die Sie für Ihre Arbeit benötigen, genau gelesen, eigene Gedanken oder auch Fragen, Einwände und Zweifel dazu notiert. Zwei ‹Fortsetzungen› sind denkbar, bei denen Ihnen Listen nützlich sein können:

  1. Sie sind sich selbst nicht sicher, welchen Standpunkt Sie vertreten wollen, insbesondere sind Sie unsicher, wie die einzelnen Argumentezueinander passen oder sich ausschliessen.
  2. Sie wissen, welchen Standpunkt Sie ungefähr in der schriftlichen Arbeit vertreten wollen. Beim oder durch das Schreiben verändern sich aber Ihre Gedanken oder es kommen neue hinzu. Sie sind sich nicht sicher, ob Sie Ihren bisherigen Standpunkt beibehalten oder ändern sollten.

In beiden Fällen lohnt es sich, mithilfe einer Liste eine Übersicht über die Argumente aus der gelesenen Literatur zu erstellen und diese in einem zweiten Durchgang gegeneinander abzuwägen und auch zu gewichten. Auf diese Weise können Sie sich Ihren eigenen Standpunkt verdeutlichen und dies in der schriftlichen Arbeit auch besser sichtbar machen.

Beispiel: Sie wollen in Ihrer Arbeit der Frage nachgehen, ob Jugendliche immer mehr so schreiben, wie sie sprechen. Aus dem bisher Gelesenen erstellen Sie folgende Übersicht:

Pro-Argumente

Nach Sieber (1998) zeigt sich in Maturaaufsätzen eine Tendenz zur konzeptionellen Mündlichkeit, und zwar im Sinne von Koch/Österreicher (1986)
Kontra-Argumente

Steinig (2010) hält Maturatexte nicht für repräsentativ

Steinig (2010) gibt auch zu bedenken, dass die konzeptuelle Mündlichkeit bei Jugendlichen Resultat eines bewussten Stilentscheids sein könne

Augst/Faigel (1986) stellen bei Primarschülern eine Nähe zur konzeptionellen Mündlichkeit fest -> diese Nähe ist aber entwicklungsbedingt

Grimm (2003) kann in deutschen Maturatexten die Tendenz zur konz. Mündl. nicht bestätigen

 

Beim Erstellen dieser Übersicht merken Sie, dass Sie noch Klärungsbedarf haben, und zwar zweifacher Art. Sie ergänzen entsprechend die Übersicht und gelangen dabei zu einem ersten eigenen Standpunkt:

Pro-Argumente

Nach Sieber (1998) zeigt sich in Maturaaufsätzen eine Tendenz zur konzeptionellen Mündlichkeit, und zwar im Sinne von Koch/Österreicher (1986)

Sieber (1998) bezeichnet dies als «Parlando»

-> Gibt es weitere Studien oder Untersuchungen, die die von Sieber beobachtete Tendenz bestätigen?
Kontra-Argumente

Steinig (2010) hält Maturatexte nicht für repräsentativ

Steinig (2010) gibt auch zu bedenken, dass die konzeptuelle Mündlichkeit bei Jugendlichen Resultat eines bewussten Stilentscheids sein könne

Augst/Faigel (1986) stellen bei Primarschülern eine Nähe zur konzeptionellen Mündlichkeit fest -> diese Nähe ist aber entwicklungsbedingt

Grimm (2003) kann in deutschen Maturatexten die Tendenz zur konz. Mündl. nicht bestätigen
Offene Fragen: Handelt es sich bei «Parlando» um ein Phänomen des Sprachwandels oder um einen (mehr oder wenigen) bewussten Stilentscheid? Wie lässt sich dies von konzeptueller Mündlichkeit als Entwicklungsphänomen abgrenzen? Wenn es sich um einen Stilentscheid handelt, dann liegt der Unterschied in ‹bewusst› vs. ‹unbewusst›?
Vermutung: Das lässt sich anhand der vorliegenden Untersuchungen nicht entscheiden: Es würde weitere Studien benötigen. Auf jeden Fall ist aber der Befund von Sieber kritisch zu hinterfragen.

 

Dasselbe Verfahren lässt sich auch für Argumentationen anderen Typs anwenden, so etwa für eine Analyse zu Gründen/Ursachen, dem Ist-Zustand und daraus folgenden Konsequenzen.