Textwirkung überprüfen: Peer-Feedback
Sie haben einen Text geschrieben und sollten ihn überarbeiten. Sie sind sich aber nicht sicher, wie er wirkt. Peer-Feedback ist eine gute Möglichkeit, eine fremde Meinung zum eigenen Text einzuholen. Gleichzeitig können Sie bei der Beurteilung eines fremden Texts etwas für Ihr eigenes Schreiben lernen.
Im Berufsalltag gehört das Gegenlesen von Texten zur Normalität: Bevor zum Beispiel ein journalistischer oder wissenschaftlicher Artikel publiziert wird, haben ihn meistens mehrere Personen gelesen und dem Autoren, der Autorin ein Feedback gegeben, das dann in die Überarbeitung des Texts eingeflossen ist. Im Studium kommt es dagegen nicht selten vor, dass der erste Kommentar zum Text zugleich die abschliessende Beurteilung des Dozenten oder der Dozentin ist. Gerade für Studierende ist es aber wichtig, bereits vor der Abgabe eine Rückmeldung zu ihrem Text zu erhalten, um ihn gezielt überarbeiten zu können. Ein elegante Lösung ist das Peer-Feedback, bei dem Sie mit einem Kommilitonen, einer Kommilitonin zusammenspannen und sich gegenseitig ein Feedback geben.
Hinweis: Sie können Ihr Schreiben gezielt verbessern, wenn Sie solche Feedback-Situationen suchen. Zwar wird Peer-Feedback teilweise der Vorwurf gemacht, dass ausschliesslich die Schreibenden davon profitieren. Cho/MacArthur (2011) konnten aber nachweisen, dass auch diejenigen, die Feedback geben, unmittelbar für ihr eigenes Schreiben profitieren. Gemäss der Studie haben sie schon unmittelbar nach Abschluss der Feedback-Runde qualitativ bessere Texte geschrieben.
Peer-Feedback-Strategie (nach Harris/Graham (1996: 107–113))
Bei dieser Strategie arbeiten Sie zu zweit. Mit Vorteil arbeiten Sie beide an einem vergleichbaren Text (Studienaufgabe, Leistungsnachweis etc.). Zuerst wird der Text inhaltlich überarbeitet (Revision) und erst in einem zweiten Schritt formal korrigiert.
Hinweis: Das hier präsentierte Verfahren für die Revision eignet sich vor allem für kürzere Texte. Bei längeren Arbeiten empfiehlt es sich, Schritt 1 weggelassen werden. Mit Schritt 2 kann dann die Diskussion (Schritt 4) eingeleitet werden. Eine andere Möglichkeit ist, dass nur ein Teil des Textes vorgelesen wird (z.B. die Einleitung).
Revision (Inhalt)
- A (= AutorIn) liest seinen/ihren Text laut vor. P (=Peer) hört zu und liest mit.
- P berichtet A, worum es im Text geht, und erläutert, was ihm/ihr am besten gefällt.
--> Rollentausch: Schritte 1+2 wiederholen. - B liest den Text von A und gibt zu folgenden Punkten Rückmeldung:
– Gibt es irgendetwas, was noch nicht klar ist?
– Gibt es Stellen, die noch weitere Ausführungen benötigen?
– Unverständliche Stellen werden mit einem «?» markiert.
P macht mindestens 3 Vorschläge zu Textstellen, die A noch mehr ausführen könnte, und notiert die Vorschläge direkt im Text. - P diskutiert mit A die Vorschläge.
- A überarbeitet auf dieser Grundlage den Text.
Korrektur (Formales)
- A+P lesen und korrigieren ihre eigenen Texte. Für die Korrektur empfiehlt sich ein gestaffeltes Vorgehen: Zuerst wird die Wortschreibung sowie die Gross- und Kleinschreibung kontrolliert, in einem zweiten Durchgang die Zeichensetzung.
- Die Texte werden ausgetauscht und die fremden Texte korrigiert.
- A+P diskutieren die Korrekturen zusammen.
Tipp: Eine Schwierigkeit bei der Korrektur eines eigenen Texts kann sein, dass man zu vertraut mit ihm ist und deshalb die Fehler nicht mehr sieht. Um das zu vermeiden, kann der Typo-Test eingesetzt werden.
Die Rechtschreibeprüfung des Textverarbeitungsprogramms kann ein hilfreiches Werkzeug sein. Es ist aber wichtig zu wissen, was die Programme können und was nicht: Rechtschreibung überprüfen.
Literatur
Cho, Kwangsu und MacArthur, Charles (2011): Learning by reviewing. In: Journal of Educational Psychology 103/1. S. 73–84. doi:10.1037/a0021950. [http://psycnet.apa.org/?&fa=main.doiLanding&doi=10.1037/a0021950; 20.6.2011].
Harris, Karen und Graham, Steve (1996): Making the writing process work. Strategies for composition and self-regulation. 2. Aufl. Cambridge Mass.: Brookline Books Inc.
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