Suchstrategien 1: Gute Suchbegriffe
Literatur finden Sie problemlos zu jedem Thema. Doch ergab Ihre Recherche auch wirklich relevante Literatur für Ihre schriftliche Arbeit? Um die Sicherheit zu gewinnen, dass Sie die richtige Literatur finden, brauchen Sie eine gute Suchstrategie bzw. geeignete Suchbegriffe.
Um gezielt in Bibliothekskatalogen oder Fachdatenbanken recherchieren zu können, braucht es a) eine gute Suchstrategie und b) geeignete Suchbegriffe. Doch wie kommt man zu den relevanten Suchbegriffen? Und wie kann man überprüfen, ob die Suchergebnisse relevant sind?
Spielen Sie folgendes Beispiel durch:
Sie interessieren sich dafür, wie man SchülerInnen der Sekundarstufe 1, die nicht so gerne lesen, stärker zum Lesen motivieren kann. Ihre Annahme ist, dass diese SchülerInnen, wenn sie mehr lesen, auch besser lesen können.
Als Erstes möchten Sie sich die Grundlagen zu Ihrem Thema erarbeiten.
Übung 1:
- Analysieren Sie die oben stehende Fragestellung und markieren Sie die Begriffe, die für eine Literaturrecherche interessant sein könnten.
- Suchen Sie nun im Bibliothekskatalog Ihrer Bibliothek mit den markierten Suchbegriffen nach Literatur: fhnw.swisscovery.slsp.ch
Tipp: Verändern Sie Ihre Suchanfrage, indem Sie Begriffe alleine oder in Kombination mit anderen eingeben oder indem Sie die Suchbegriffe selber anders formulieren (z.B. statt «motivieren» «Motivation»).
Notieren Sie sich jeweils die Suchanfrage und die Anzahl der Treffer auf einem separaten Blatt.
Tipp: Im Idealfall liefert eine Suchanfrage maximal 20 relevante Publikationen aus den letzten 10 Jahren. Indem Sie die Suchbegriffe variieren, können Sie das Suchergebnis optimieren: Je mehr Suchbegriffe Sie verwenden, desto kleiner wird das Suchergebnis und umgekehrt.
Verwenden Sie die erweiterte Suche Ihres Bibliothekkatalogs. Mit dieser Suchart können Sie Ihre Suchanfrage präzise formulieren. Wenn Sie beispielsweise nur Publikationen ab dem Jahr 2000 suchen, können Sie Ihre Anfrage mit einem Filter entsprechend eingrenzen. Es stehen Ihnen mehrere Eingabezeilen zur Verfügung, mit denen Sie bestimmte Felder im Katalog durchsuchen können. Die einzelnen Suchbegriffe lassen sich mit den sogenannten boolschen Operatoren AND, OR und NOT zueinander in Beziehung setzen. Mehrere Suchbegriffe werden standardmässig mit AND verknüpft. Wenn Sie zum Beispiel «Lesen OR reading» eingeben, finden Sie alle Publikationen, die entweder «Lesen» oder «reading» enthalten.
Übung 2:
- Wählen Sie nun eine Suchanfrage aus Übung 1 aus, die mindestens 5 Resultate ergibt, und beurteilen Sie die einzelnen Publikationen punkto Relevanz zur Fragestellung. Beantworten Sie die unten stehenden Fragen und markieren Sie die von Ihnen als relevant eingestuften Publikationen direkt in Ihrem Bibliothekskatalog (via «Suche speichern», wobei sich die Funktion in Nebis ganz unten rechts befindet; in Swissbib gibt es für diese Funktion oben rechts das Plus-Symbol).
- Haben die Publikationen prinzipiell einen Zusammenhang mit der Fragestellung?
- Sind in den Publikationen Ausführungen zu den Grundlagen Ihres Themas zu erwarten?
- Zählen Sie nun die Publikationen, die Sie als relevant gewählt haben, und vergleichen Sie deren Zahl mit der ursprünglichen Anzahl Resultate. Wiederholen Sie Punkt a) nochmals mit einer anderen Suchanfrage aus Übung 1.
Tipp: Um die Relevanz einer Publikation für Ihre Zwecke zu prüfen, überfliegen Sie am besten alle Informationen, die Ihnen die Detailansicht des Bibliotheksprogramms bietet. Neben dem Titel sind insbesondere die von der Bibliothek vergebenen Schlagwörter von Interesse. So lassen sich auch Bücher finden, bei denen ein Suchbegriff nicht im Titel oder Untertitel vorkommt. Auch der Verlag oder die Reihe können Ihnen wichtige Hinweise liefern (vgl. B1 und B2, die leicht veränderte Darstellungen von Publikationen aus dem NEBIS-Katalog sind). Die Relevanzprüfung fällt noch leichter, wenn wie in B1 und B2 das Inhaltsverzeichnis hinterlegt ist (s. Kasten «Links»).
Für unser Beispiel sind in der Publikation in B1 eher weniger wissenschaftliche Grundlagen, dafür fachdidaktische Informationen zu erwarten. B2 hingegen scheint die Forschungsseite des Themas zu beleuchten.
B1 | |
B2 |
Falls Sie bei Übung 2 nur sehr wenige Publikationen als relevant beurteilt haben, ist dies nicht weiter erstaunlich. Auf den ersten Blick kann ein Suchresultat sehr zufriedenstellend aussehen: In vielen Fällen trifft das aber nur auf den Aspekt der Quantität zu. Vielfach gibt es ein prinzipielles Problem mit der Qualität eines Suchresultats: Ein Teil der Suchergebnisse ist für die eigenen Zwecke nicht brauchbar und – fast noch entscheidender – wichtige Publikationen sind nicht im Suchergebnis enthalten. Ein Grund dafür kann sein, dass nicht mit Fachbegriffen gesucht wird.
Tipp: Um die relevanten Suchbegriffe zu erhalten, müssen Sie zuerst die Fachbegriffe zu Ihrer Fragestellung recherchieren.
Die Fachbegriffe lassen sich an unterschiedlichen Orten finden:
- in den Unterlagen Ihrer Dozierenden aus der Lehrveranstaltung,
- in einem Fachlexikon,
- in der Grundlagenliteratur zum Themengebiet
Übung 3:
Falls Sie die Fachbegriffe Ihrer Fragestellung mit den oben stehenden Tipps nicht eruieren konnten, empfiehlt es sich, Ihre Suchbegriffe mit den Schlagworten Ihrer Bibliothek zu vergleichen. In Nebis müssen Sie dazu in den sogenannten Web-Opac wechseln:
http://opac.nebis.ch. Starten Sie eine Recherche mit Ihren provisorischen Suchbegriffen und erstellen Sie eine Liste mit den Schlagworten der ersten 3 Katalogisate, die Ihnen einigermassen passend zu Ihrem Thema erscheinen. Überprüfen Sie nun diese Schlagwörter, indem Sie spezifisch nach Ihnen suchen (vgl. B3) und sortieren Sie diejenigen aus, die sich als ungeeignet erweisen (vgl. B4).
B3 | |
B4 |
Schlagwörter, die bei den Suchresultaten nach B1 mehrfach auftreten, sind: Lesen, Lesekompetenz und Motivation. Bei einer Überprüfung erweisen sich Lesen und Motivation als zu unspezifisch und eine kombinierte Suche liefert nur ein einziges (unbrauchbares) Ergebnis. Der Fachbegriff Lesemotivation ist für eine NEBISRecherche übrigens wenig hilfreich, da er in diesem Katalog nicht als Schlagwort erfasst ist.
Das FHNW-PH-Schlagwort Lesekompetenz hingegen liefert mit 316 Treffern ein eher umfangreiches Suchresultat. Die einzelnen Publikationen scheinen dem Themenbereich aber relativ gut zu entsprechen. |
Tipp: Falls Sie – wie in unserem Beispiel – mit Ihren Suchbegriffen noch ein zu heterogenes Suchresultat erhalten haben, lohnt es sich, Begriffe bzw. Schlagwörter zu suchen, die bewusst ausgeschlossen werden sollen.
Übung 4:
- Prüfen Sie die Suchresultate erneut und notieren Sie sich Begriffe und Schlagwörter, die nicht Ihrem Thema entsprechen.
- Variieren Sie nun Ihre Suche, indem Sie in der Eingabemaske der erweiterten Suche Begriffe mit NOT ausschliessen. Damit der Operator NOT vom Bibliothekskatalog richtig verarbeitet werden kann, muss ihm zwingend ein erwünschter Begriff vorangestellt werden: «SUCHBEGRIFF 1 NOT SUCHBEGRIFF 2».
B5 | Da Sie auf der Suche nach den fachwissenschaftlichen Grundlagen zum Thema Lesemotivation sind, interessieren Sie beispielsweise Lehrmittel nicht. Die Suchanfrage «lesekompetenz NOT lehrmittel» liefert statt 316 noch 120 Publikationen (vgl. B4). |
Fazit: Mit Ihrer Liste von Suchbegriffen, mit denen Sie Publikationen ein- oder auszugrenzen können, haben Sie nun ein gutes Instrument in der Hand, um die Recherche in verschiedenen Bibliothekskatalogen und Fachdatenbanken zu vertiefen.
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