Schreibberatung Pädagogische
Hochschule FHNW
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TWA : Lesen wie Piloten und Pilotinnen

T = Think before Reading (Denke vor dem Lesen)
W = Think While Reading (Denke während des Lesens)
A = Think After Reading (Denke nach dem Lesen)  


TWA ist die Abkürzung oder (genauer) ein Akronym für die ehemalige amerikanische Fluggesellschaft Trans World Airlines und TWA ist ebenfalls ein Akronym für die Merksätze im obigen Kasten. Was aber hat Lesen mit Fliegen zu tun?

Vielleicht ist es Ihnen auch schon so ergangen, dass Sie einen Text gelesen haben und überzeugt waren, den Text verstanden zu haben. Aber als Sie dann über das Gelesene etwas schreiben sollten oder wollten, kamen Sie nicht recht vom Fleck und merkten, dass doch nicht alles so klar war. Möglicherweise haben Sie sich etwas unvorbereitet in das Leseabenteuer gestürzt: Das wäre nun aber so, wie wenn Sie einfach so in ein Flugzeug steigen und losfliegen würden, ohne überprüft zu haben, ob das Flugzeug flugtauglich ist, und vielleicht sogar ohne ein konkretes Reiseziel zu haben.

TWA ist als Lesestrategie für wissenschaftliche Texte besonders geeignet, wenn das Gelesene in irgendeiner Form laufend schriftlich verarbeitet wird. Das Schreiben verhilft hier dazu, das eigene Textverstehen laufend zu überprüfen (auch im Hinblick auf ein Leseziel) und zu vertiefen sowie bereits früh eigene Gedanken zu entwickeln. Wie Piloten und Pilotinnen eines Flugzeugs müssen wir als PilotInnen unserer Lektüre spezifische Dinge vor, während und nach dem Lesen tun:

  1. Vor dem Lesen geht es darum, das eigene Leseziel zu klären: Wozu lese ich diesen Text, was erhoffe ich mir von diesem Text? Was weiss ich bereits über das Thema? Was weiss ich über Schwierigkeiten, die mich bei der Lektüre erwarten könnten? Verfüge ich über Strategien, um den Schwierigkeiten zu begegnen?
    Um im Bild zu bleiben: Wohin möchte ich fliegen, wie wird der Flug wohl sein, kenne ich die Strecke bereits, was muss man im Falle von XY tun …?

    Tipp 1: Mit der Lesestrategie Erstbearbeitung können Sie sich einen Überblick vor dem Lesen über den Text verschaffen.

  2. Während des Lesens tauchen Fragen, Ideen oder Einwände auf: Werden diese schreibend verarbeitet, kann dies für spätere Schreib- und Denkarbeiten sehr hilfreich sein. Gleichzeitig kann dies die Überprüfung des eigenen Tuns bzw. Lesens steuern (s. unten).
    Um im Bild zu bleiben: Als PilotIn schaue ich immer wieder auf die Instrumente, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist, ob das Flugzeug auch seinen Kurs hält.

    Tipp 2: Wie das Gelesene schriftlich verarbeitet werden kann, zeigt das Musterbeispiel zu dieser Lesestrategie. Diese Notizen können auch in einem Ideen- oder Arbeitsjournal festgehalten werden.

    Tipp 3: Hilfreich ist auch, wenn man die zu lesenden oder bereits gelesenen Texte in eine (persönliche) Literaturverwaltung aufnimmt. Dann sind Verweise auf andere Texte in Form von Kurzzitationen wie im Musterbeispiel zu dieser Lesestrategie (z.B. «Eriksson et al. 2008») jederzeit entschlüsselbar.

  3. Nach dem Lesen ist es wichtig, das Gelesene im Hinblick auf das Leseziel nochmals zu überprüfen: Wurden meine Erwartungen erfüllt? Habe ich weiteren Lesebedarf? Habe ich evtl. Diskussionsbedarf mit jemand anders? Weiss ich nun, wie das Gelesene in mein Schreibprojekt einfliessen kann?
    Um im Bild zu bleiben: Nach dem Flug wird das Flugzeug kontrolliert, evtl. steht eine Reparatur an, es wird gereinigt etc.

Nach: Harris/Graham/Mason/Friedlander (2008)