Schreibberatung Pädagogische
Hochschule FHNW
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Der wissenschaftliche Dreisatz

Eine didaktische Anregung, die mit der «Kartoffel»-Schreibidee (Themenfindung und Fragestellung) verknüpft werden kann.

Mit dem (wissenschaftlichen) Dreisatz lässt sich ein Thema bzw. eine erste Fragestellung so zuspitzen, dass sich daraus das weitere Vorgehen weitgehend ableiten lässt.

Es kann sein, dass eine Arbeit nicht gelingt, obwohl das Thema gut eingegrenzt ist. Manchmal gelingt etwas nicht, obwohl die Fragestellung vorhanden ist, beispielsweise dann, wenn die Fragestellung bei der Arbeit nicht leitend ist. In solchen Fällen greifen Studierende beim Schreiben oft zur «Alles-was-ich-weiss»-Strategie, was sich manchmal bereits im Inhaltsverzeichnis zeigt, illustriert in B1:

B1 Inhaltsverzeichnis:

  1. Frühe Kindheit
  2. Wie kam es, dass Darwin sich für Evolution interessierte?
  3. «The voyage of the Beagle» (1839)
  4. Eine Erklärung zu Darwins Theorie
  5. Darwins Einfluss

Eine gute Fragestellung wie in B2 kann für die Arbeit ein wichtiger Leitfaden sein:

B2
In dieser Arbeit stelle ich Darwins Kreativität ins Zentrum. Ich gehe dabei von zwei Fragen aus: Bestätigt oder widerlegt Darwins Arbeit gängige psychologische Konzepte von Kreativität? Wie erklärt sich Darwins Kreativität am besten?

Mit der Dreisatz-Methode (vgl. dazu die Folie) lässt sich eine bereits formulierte Fragestellung noch etwas zuspitzen:

Thema
Ich untersuche / arbeite an / forsche über …
Erkenntnisinteresse
weil ich herausfinden möchte, wer / was / wann / wo / welche / warum / wie / ob …
Absicht
um zu zeigen, wie / warum / ob …

Konkret: Mit dieser Übung lässt sich das Erkenntnisinteresse und die Absicht, die mit einer Fragestellung verfolgt wird, formulieren. Es empfiehlt sich nicht, den «um-zu»-Satz wegzulassen, da mit diesem vieles sichtbar wird, was allenfalls nochmals genauer überlegt werden sollte:

B3 […] um zu zeigen, dass dies für den Schrifterwerb wichtig ist.
B4 […] um zu zeigen, wie der Schrifterwerb bei … gefördert werden kann.

Beispiel B3 impliziert, dass die Wichtigkeit von xy für den Schrifterwerb bisher in der Forschung oder in der Praxis noch nicht erkannt wurde. Wenn dies der Fall ist, muss dies bei der Argumentation berücksichtigt werden. Wenn dem aber nicht so ist, dann ist es besser, eine andere Absicht zu formulieren.

Vergleicht man Beispiel B4 mit B3, wird deutlich, dass zwar dieselbe Fragestellung vorliegen kann, dass B4 und B3 aber ein unterschiedliches Vorgehen und eine unterschiedliche Argumentation verlangen.

Weiteres Material:

Dreisatz: vom Thema zur Fragestellung

(Folie mit der Struktur des Dreisatzes und je einem Beispiel aus der quantitativen und qualitativen Forschung)

Thema + Fragestellung: «Charles Darwin»

(Folie mit zwei Beispielen zum Thema «Charles Darwin»)

 

Quellen:

Bean, John C. (2001): Engaging Ideas. The Professor's Guide to Integrating Writing, Critical Thinking, and Active Learning in the Classroom. San Francisco: Jossey-Bass. (= Jossey-Bass Higher and Adult Education).

Booth, Wayne C.; Williams, Joseph F. und Colomb, Gregory G. (2003): The Craft of Research. 2nd edition. Chicago: Univ. of Chicago Press.

 

Vielen Dank an Vera Husfeldt (PH FHNW) für den Hinweis auf den wissenschaftlichen Dreisatz.